Rede & Antwort, Felix Bauer im Interview

10 Fragen von Prof. Dr. Dominik Große Holtforth (Leitung eCommerce Institut Köln) zum digitalen Handel von gestern, heute und morgen …

Herr Bauer, Sie haben praktische Erfahrungen im Onlinehandel gesammelt. Wann und wie sind Sie zum ersten Mal mit dem Thema in Kontakt gekommen?

Felix Bauer: Angefangen hat alles 2004 mit einem eigenen Onlineshop auf osCommerce-Basis. Anschließend habe ich während der Berufsausbildung zum Mediengestalter 2004-2007 den Verkauf über Marktplätze wie Amazon und eBay weiter angestoßen und optimiert.

Womit haben Sie gehandelt?

Felix Bauer: Ich hatte einen guten Zugang zu unterschiedlichen Nischen-Verlagen und da lag es nahe, mit Büchern (Nachtrag: Technische Literatur von Porsche-Diesel, Deutz etc.) zu handeln. Die Vorteile von Literatur als Handelsware lagen klar auf der Hand: einfache Lagerung, kalkulierbare Margen durch die Buchpreisbindung und ein günstiger Versand als Büchersendung über die Deutsche Post.

Marktplätze wie Amazon und eBay sind inzwischen unentbehrliche Kanäle für den Onlinehandel. Wie hat sich diese Situation Ihrer Meinung nach seit 2004 entwickelt?

Felix Bauer: Als ich 2004/2005 mit 18 Jahren bei eBay eingestiegen bin, gab es im Vergleich zu heute noch deutlich weniger Händler auf der Plattform. Amazon war noch kein relevanter Vertriebskanal, auch nicht bei Büchern, und damit lagen die Marktplatz-Umsätze zu 80% bei eBay. Den Rest bildeten ein paar Nischen-Plattformen wie Buch.de und Amazon ab. Heute hat sich dieses Verhältnis fast umgekehrt; geschätzt wird jeder vierte E-Commerce-Euro inzwischen über Amazon umgesetzt.

Was würden Sie PurePlayern oder Multichannellisten raten, die über Amazon Produkte anbieten möchten?

Felix Bauer: Sich nicht von Amazon abhängig zu machen und auch über den eigenen Shop nennenswerte Umsätze zu generieren! Darüber hinaus lohnt ein hoher Automatisierungsgrad in der gesamten Abwicklung: Vom Pflegen der Produktdaten über das Marketing bis zur Distribution sollte alles perfekt organisiert und automatisiert sein. Besonderen Fokus sollten Onlinehänder seit 2014/2015 auf das Thema „Service“ legen, denn einerseits werden die Bewertungsrichtlinien und Standards von Amazon laufend aktualisiert und andererseits wird das Händler-Scoring  im Suchalgorithmus von Amazon immer gewichtiger, Stichwort „Amazon SEO“.

Welche Rolle spielt heute der eigene Onlineshop und welches sind die zentralen Erfolgsfaktoren?

Felix Bauer: Der eigene Onlineshop ist essenziell für mittel- und langfristiges Wachstum und sollte im Verkaufskanal-Mix einen Umsatzanteil von mindestens 25 Prozent aufweisen. Wie bereits erwähnt, gilt es, sich unabhängig zu machen, aber auch die eigene Shop-Marke zu stärken, Provisionen einzusparen und am Ende aus Marktplatz-Käufern die Shop-Kunden von morgen zu machen.

Wo sehen Sie die zukünftigen Herausforderungen für den Onlinehandel bzw. für den einzelnen Händler?

Felix Bauer: Die Herausforderung ist sicher, erst einmal den Überblick zu behalten und nicht jeder „Sau, die durch das digitale Dorf getrieben wird“, Beachtung zu schenken. Die beiden Säulen „Traffic“ und „Conversion“ sollten sukzessiv durch die Erhöhung und/oder den Einsatz „digitaler Intelligenz“ optimiert werden – zum Beispiel in Form von Algorithmen . Oft fängt das bei vermeintlich simplen Themen, wie einer zielführenden Konfiguration des Cross-Sellings, an.

Wieso haben Sie sich nach mehr als 10 Jahren operativem Onlinehandel dafür entschieden, die E-Commerce-Agentur warenkorb.com zu gründen?

Felix Bauer: Es war an der Zeit, sich weiterzuentwickeln und den operativen Handel hinter sich zu lassen. Schon während des Studiums häuften sich unterschiedliche Anfragen von neuen und etablierten Händlern – so lag es nahe, sich mit warenkorb.com als Dienstleister zu platzieren.

Unter der Marke eCommerce Expertise sind Sie auch als E-Commerce-Berater im Consulting tätig. Welche Schwerpunkte bilden Sie in diesem Bereich ab?

Felix Bauer: Ich berate zu allen strategischen und konzeptionellen Fragen im E-Commerce. Die Schwerpunkte liegen bei den Themen Kommunikation, also „Shop as a Brand“, Traffic-Steigerung und Conversion-Rate-Optimierung.

Seit September 2015 sind Sie als Dozent für den Fachbereich E-Commerce an der Hochschule Fresenius in Köln tätig. Welche Botschaften möchten Sie Studierenden mit auf den Weg geben?

Felix Bauer: In erster Linie möchte ich praxisrelevantes Know-how vermitteln, das die Studenten zukünftig anwenden können. Übergeordnetes Ziel ist es, einen kleinen Beitrag gegen den Fachkräftemangel im deutschen Digitalmarkt zu leisten.

Haben Sie weitere (E-Commerce-) Pläne für 2015?

Felix Bauer: Aktuell ist ein Fachbuch zu einem meiner Lieblingsthemen, „Onlineshop-SEO“, in Arbeit. Mit etwas Glück wird es im Herbst/Winter 2015 erscheinen. Weiterhin arbeiten wir mit einem neuen Projektteam an einer SaaS-Software zur Optimierung von Onlineshops …

Vielen Dank für das Interview, Herr Bauer.

Felix Bauer: Ich habe zu danken!

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Prof. Dr. Große-Holtforth

Prof. Dr. Große-Holtforth

Leitung eCommerce Institut Köln

Als Professor für Betriebswirtschaftslehre und Medienwirtschaft an der Hochschule Fresenius in Köln lehrt Prof. Dr. Dominik Große Holtforth u.a. in den Fachgebieten E-Commerce, Onlinemarketing und Entrepreneurship.

eCommerce Institut Köln

Das eCommerce Institut ist ein Forschungsbereich an der Hochschule Fresenius in Köln, der auf Grundlage wissenschaftlicher Forschung betriebswirtschaftliche Konzepte und Lösungen für E-Commerce-Unternehmen erarbeitet. Auch in der Lehre von Prof. Große Holtforth, dem Leiter des Instituts, stehen E-Commerce-Konzepte im Mittelpunkt. Ziel ist die praxisnahe Verzahnung von Forschung, Lehre, Unternehmen und Nachwuchskräften im E-Commerce.

Schwerpunkte:

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