Die Unternehmensgruppe mit Sitz im chinesischen Hangzhou gilt als die größte IT-Firmengruppe in China, beschäftigt weit mehr als 20.000 Mitarbeiter (Stand 08/2015) und untergliedert sich in insgesamt acht Tochterfirmen.
Das breit aufgestellte Portfolio ist aber nicht nur aufgrund seiner reinen Marktmacht interessant, sondern auch aufgrund des Mannes, der hinter dem Ganzen steht: Jack Ma. Vom arbeitslosen Lehrer für Englisch wurde er mit seiner Alibaba-Erfolgsstory zum reichsten Mann der Volksrepublik China.
Jack Ma: der chinesische Bill Gates
Jack Ma (Vermögen laut Forbes: 25 Milliarden US-Dollar), der sich nur so nannte, um im westlichen Markt möglichst schnell Fuß fassen zu können, heißt eigentlichen Ma Yun. Aufgewachsen während der kommunistischen Kulturrevolution in der 9 Millionen Einwohnerstadt Hangzhou, hat er den Grundstein für sein Imperium noch vor dem Jahrtausendwechsel gelegt. Mit geborgtem Geld gründete er China Pages und später die B2B E-Commerce Plattform Alibaba, die seither nur einen Trend vorweisen kann: kontinuierliches und rasantes Wachstum.
Unangefochtene Marktmacht als asiatische E-Commerce Plattform
Die Alibaba Group ist über mehrere Anteilseigner verteilt (23% Yahoo, 8,9% Jack Ma, 34% Softbank + weiterer Streubesitz) Ihre resultiert aus der Verknüpfung der Tochterunternehmen:
- Alibaba.com (B2B Handel)
- Aliexpress (B2C Handel)
- Taobao (Online-Auktionshaus)
- AliPay (Paymentdienstleister)
- AliYun (Data Management, Storage und Cloud Computing)
- Tmall.com (Internet-Kaufhaus)
- juhuasuan.com (Rabatte- und Gutscheinwebseite)
- 1688.com (regionale B2B-Plattform)
die auch alleinstehend hohe Umsätze und ebenso starke Marktanteile vorweisen können. Mehr als 80 Prozent des gesamten E-Commerce Sektors in China wird durch Alibaba und die einzelnen Tochterfirmen abgedeckt. Den Grundstein legt Alibaba.com, was gewissermaßen als eine globale Handelsplattform im Stile von Amazon, speziell für Gewerbekunden, zu verstehen ist. Händler aus aller Welt, offiziellen Angaben nach mehr als 57 Millionen, können hier Produkte, Utensilien und Materialien einkaufen – ganz bequem online und mit Versand an die eigene Unternehmensadresse. Das Kundenpotential stärkt die Plattform nicht nur im asiatischen Raum, sondern zieht auch viele kleine und mittelständische Unternehmen aus dem Westen an.
Die Supply Chain wird sowohl bei asiatischen als auch westlichen Industriellen, Händlern und Produzenten aktiv durch Alibaba beeinflusst. Im globalen Handel lassen sich damit unter anderem weitere Zwischenhändler in der Lieferkette umgehen. Innerhalb des Retail-Geschäfts wird die Optimierung der Supply Chain (Lieferkette, Liefernetzwerk) durch das Alibaba-Marketplace-Modell besonders deutlich, weil Absätze durch Multichannel-Management mit einem bereits etablierten Träger und entsprechendem Brand (Alibaba) gesteigert werden können. Herausforderungen innerhalb der Supply Chain sind jedoch nicht auszuschließen, vor allem KMUs müssen sich auf die neue Konkurrenzebene (passiv durch Alibaba und aktiv innerhalb der Händler des Marketplaces) einstellen und ihre Supply Chain von Beschaffing bis Produktion und Absatz darauf einstellen.
Mäßige Erfolge in Europa und Deutschland für Aliexpress
Aliexpress richtet sich direkt an den Endverbraucher (B2C). Die Seite soll vor allem attraktive Produkte aus dem asiatischen Raum anbieten, die auf dem deutschen Markt nicht oder nur schwer erhältlich sind. Die E-Commerce Plattform, die in Deutschland und Europa mit eigenem Internetauftritt aktiv ist, kann bis dato aber nicht an die Erfolgsstory der Unternehmensgruppe anknüpfen. Die deutschen Auftritte werden von vielen Verbrauchern als unseriös wahrgenommen, sind mit abgelaufenen Aktionen oder gravierenden Rechtschreibfehlern gefüllt und wirken im Vergleich zu Amazon schlicht laienhaft.
Shortfacts zur Alibaba Unternehmensgruppe:
– gegründet von Jack Ma im Jahr 1999 (Alibaba.com)
– bestehend aus 8 Tochterfirmen
– eigene Plattform für Gewerbe- und Privatkunden
– hohe Marktanteile in China
– lediglich 7 Prozent des Umsatzes aus dem internationalen Geschäft und damit hinter den Erwartungen
Auch die Händler selber, die auf der E-Commerce Plattform Aliexpress die Produkte anbieten, bauen nicht unbedingt auf Kundenzufriedenheit. Im Internet finden sich daher viele unzufriedene Kunden, die auch mit Rückgabeforderungen gegenüber der chinesischen Händler nicht immer erfolgreich sind. Diese stellten im April 2015 mehr als 90 Prozent des Sortiments – deutsche und europäische Händler sind dagegen eine Seltenheit.
Der Status Quo für Alibaba in 2015
Alibaba tut sich im europäischen Markt schwer. Bilanzen nach werden lediglich 7 Prozent des Umsatzes international erzielt, was die Expansion (gepaart mit einem international schwachen Brand) verlangsamt. Auch an der Börse wird Alibaba (IPO 22 Milliarden US$) schwächer gehandelt – so fiel der Marktpreis mittlerweile auf lediglich rund 77 US$ (08/2015) zu ehemals 92,70US$ beim Börsengang. Die Unternehmensgruppe fokussiert sich indes weiter auf den chinesischen Markt, zum Beispiel durch einen Anteilskauf von Sina Weibo (asiatisches Twitter) oder Youku Tudu (YouTube-ähnlich).